August 20, 2025
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Advanced Shipping and Receiving in SAP: Integration neu gedacht

Selim Kiremitci
Logistics Consultant
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Vernetzte Logistik

Advanced Shipping and Receiving in SAP: Integration neu gedacht

Advanced Shipping and Receiving (ASR) bildet in SAP S/4HANA die moderne Brücke zwischen Transportmanagement und Lagerverwaltung. Die klassische Trennung zwischen SAP EWM und SAP TM wird durch eine tief integrierte Abwicklung ersetzt, mit dem Ziel, Prozesse zu verschlanken, Redundanzen zu vermeiden und Echtzeitinformationen durchgängig zu nutzen.

Integration

SAP ASR als neues Integrationsmodell in SAP S/4HANA

Advanced Shipping and Receiving (ASR) ist ein neues Prozessmodell in SAP S/4HANA, das die klassischen Transport- und Fahrzeugobjekte wie Transportation Unit und Vehicle durch den TM-Frachtauftrag (Freight Order) als einziges zentrales Objekt ersetzt. Damit wird die bisherige Trennung von SAP TM und SAP EWM aufgehoben und eine durchgängige Integration beider Systeme erreicht.

Process variants

Prozessvarianten und Vorteile von SAP ASR

ASR ermöglicht unterschiedliche Steuerungsvarianten: entweder transportorientiert oder lagerorientiert. Je nach gewählter Variante werden Transport- oder Lagerprozesse führend in der Abwicklung. In beiden Fällen profitieren Unternehmen von einer höheren Transparenz, weniger Schnittstellen, einem reduzierten Integrationsaufwand sowie von automatisierten Fortschreibungen, die die Prozesssicherheit erhöhen und Fehler reduzieren.

Scenarios

Einsatzszenarien, Herausforderungen und Voraussetzungen für SAP ASR

Eingesetzt wird ASR insbesondere in Prozessen wie Wareneingang, Warenausgang und Ladungskonsolidierung. Technische Voraussetzung ist ein SAP S/4HANA Release ab 2020 in Kombination mit Webservices. Für eine erfolgreiche Einführung sind ein Redesign bestehender Prozesse sowie fundiertes Know-how in SAP EWM und SAP TM erforderlich.

Was ist SAP Advanced Shipping and Receiving (SAP ASR)?

SAP Advanced Shipping and Receiving, kurz ASR oder auch Adv. SR, ist ein innovatives Prozessmodell innerhalb von SAP S/4HANA, das die klassischen Transport- und Fahrzeugobjekte (Transportation Unit & Vehicle) durch den TM-Frachtauftrag (Freight Order) als einziges zentrales Objekt ersetzt. Die Steuerung der logistischen Kette erfolgt end-to-end in einem integrierten Szenario. Dies ermöglicht die gemeinsame Nutzung von Stammdaten, die durchgängige Verwaltung von Transporteinheiten - wie Handling Units und Freight Units - sowie die automatisierte Fortschreibung von Prozessen und Statusmeldungen entlang der gesamten Lieferkette. Hierdurch wird das Zusammenspiel der Logistikmodule SAP EWM, SAP TM und SAP Sales and Distribution nahtlos integriert und harmonisiert.

Prozessvarianten: Transport- vs. Lagerorientierung

Im Rahmen von SAP Advanced Shipping and Receiving werden zwei zentrale Steuerungsvarianten unterschieden. Bei der „transport-driven“ Variante erfolgt die Planung und Ausführung primär durch SAP TM . Lagerprozesse werden hier nach erfolgter Transportfreigabe angestoßen. Diese Steuerung eignet sich insbesondere für Szenarien mit zentraler Transportplanung oder standortübergreifender Konsolidierung. Im Gegensatz dazu steht die „warehouse-driven“ Variante, bei der der Lagerprozess zuerst ausgelöst wird und die anschließende Transportdisposition auf den fertigkommissionierten Sendungen basiert. Dieser Ansatz ist dann sinnvoll, wenn das Lager den Takt vorgibt, etwa bei hoher Durchsatzgeschwindigkeit oder in starkoperativen Einheiten.

Vorteile der SAP ASR-Integration

Die Verschmelzung von Lager- und Transportprozessen führt zu einer Vielzahl operativer und strategischer Vorteile. Der Integrationsaufwand wird erheblich reduziert, da Middleware-Komponenten entfallen und keine qRFC-gestützten Warteschlangen mehrverwaltet werden müssen. Gleichzeitig wird eine Echtzeittransparenz geschaffen, da Lagerstatus, Transportstatus und relevante Ereignisse zentral abrufbar sind. Die Prozesssicherheit steigt durch automatisierte Fortschreibungen im Wareneingang und Warenausgang, was auch die Fehleranfälligkeit senkt. Zudem ermöglicht SAP ASR eine zentrale Planung für Transport und Lager eine Synergie, die sich positiv auf die Prozessstabilität und Ressourcennutzung auswirkt. Nicht zuletzt führen die gestrafften Abläufe zur Kostensenkung, da redundante Datenhaltung und Schnittstellenpflege entfallen.

Technische Grundlagen & Systemvoraussetzungen

SAP Advanced Shipping and Receiving ist ab SAP S/4HANA Release 2020 verfügbar – sowohl für On-Premise - als auch für Private-Cloud-Installationen. Technisch erfordert der Einsatz eine aktive Integration von SAP EWM und SAP TM innerhalb desselben SAP S/4HANA-Systems. Die Verknüpfung erfolgt über Webservices. Zusätzlich müssen die Customizing-Einstellungen für Transporte, Ladeprozesse und eingesetzte Ressourcen entsprechend angepasst werden, damit die durchgängige Steuerung im System aktiviert werden kann.

Einsatzszenarien in der Praxis

In der Realität zeigt sich die Stärke von SAP ASR insbesondere in komplexen logistischen Szenarien. Beim Wareneingang lassen sich Anlieferungen direkt mit Zeitfenstersteuerungen und Lagereingangsstrategien verbinden, dadurch wird die Planungssicherheit erhöht und das Andockmanagement optimiert. Im Warenausgang werden Transportaufträge automatisch bei der Versandbereitstellung erzeugt, was einen nahtlosen Übergang von Lager zu Transport gewährleistet. Auch die Ladungskonsolidierung profitiert: Beladungseinheiten aus verschiedenen Bestellungen können systemseitig zusammengeführt und effizient disponiert werden.

Herausforderungen bei der Einführung

Trotz der zahlreichen Vorteile ist die Einführung von SAP ASR kein Plug-and-Play-Vorhaben. Vielmehr wird ein umfassendes Prozess-Redesign notwendig, da bestehende Lager- und Transportprozesse vollständig neu aufeinander abgestimmt werden müssen. Darüber hinaus wird Know-how in den beiden Modulen SAP EWM und SAP TM vorausgesetzt, um das Zusammenspiel effizient konfigurieren und betreiben zu können. Nicht zuletzt bedarf es einer sorgfältigen Analyse der bisherigen Logistikstrategie, um SAP ASR passgenau in die bestehende Systemlandschaft zu integrieren.

TU-basierte Integration als Alternative

Die klassische TU-basierte Integration (Transport Units) bleibt in SAP weiterhin verfügbar und stellt für viele Bestandskunden eine etablierte Lösung dar, insbesondere in Systemlandschaften, in denen SAP TM nicht oder nur eingeschränkt zum Einsatz kommt. Im Vergleich zur SAP ASR-Logik bietet die TU-basierte Variante jedoch weniger Integrationstiefe, ist stärker fragmentiert und erfordert zusätzlichen Pflegeaufwand für Transporteinheiten und Belege. Für Unternehmen mit bestehender SAP EWM- und TU-Infrastruktur kann der Parallelbetrieb oder eine schrittweise Migration hin zu SAP ASR, eine sinnvolle Übergangslösung darstellen.

Shortfacts

  • SAP S/4HANA integriert EWM und TM end-to-end
  • Weniger Schnittstellen, mehr Transparenz
  • Standard seit S/4HANA 2020
  • Integration via Webservices
  • Redundanzen und Wartezeiten werden vermieden
Shortfacts

Fazit: Wann lohnt sich SAP Advanced Shipping and Receiving?

SAP Advanced Shipping and Receiving eignet sich für Unternehmen mit hohem Durchsatz, komplexer Lagerstruktur und Bedarf an Echtzeitinformationen entlang der Lieferkette. Vor allem bei SAP S/4HANA-Neueinführungen oder bei Umstellungen von getrennten SAP TM oder EWM-Landschaften bietet SAP ASR strategische Vorteile in Effizienz und Transparenz.

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FAQs

Sie haben Fragen? In den folgenden FAQs haben wir die wichtigsten Antworten für Sie zusammengestellt. Falls Ihre Frage nicht dabei ist, sprechen Sie uns gerne direkt an.

Was versteht man unter SAP Advanced Shipping and Receiving in SAP S/4HANA?

SAP Advanced Shipping and Receiving, kurz SAP ASR, ist ein durchgängiges Prozessmodell, das SAP EWM und SAP TM innerhalb eines SAP S/4HANA-Systems tief integriert. Ziel ist es, die klassischen Schnittstellen abzulösen und logistische Abläufe – von der Lagerbereitstellung bis zur Transportplanung – in einem einheitlichen Szenario zu orchestrieren.

Welche konkreten Vorteile ergeben sich durch die Einführung von SAP ASR?

Durch die enge Verzahnung beider Module, also von SAP EWM und SAP TM, entfallen Middleware-Komponenten und redundante Datenhaltung. Prozesse werden deutlich transparenter und stabiler, da Transport- und Lagerstatus in Echtzeit konsolidiert vorliegen. Zudem erhöht sich die Automatisierung entlang der Lieferkette, was zu einer spürbaren Senkung des Abstimmungs- und Pflegeaufwands führt.

Was sind die zentralen Unterschiede zwischen der transport- und der lagergetriebenen Variante?

Bei der transportorientierten Variante liegt der Fokus auf einer frühzeitigen Transportplanung in SAP TM – das Lager arbeitet nachgelagert. Die lagerorientierte Steuerung hingegen basiert auf dem Lagerprozess als Taktgeber: Erst wenn Sendungen kommissioniert und bereitgestellt wurden, erfolgt die Transportdisposition. Welche Variante gewählt wird, hängt stark vom Geschäftsmodell und der operativen Ausrichtung ab.

Welche technischen Voraussetzungen müssen für SAP ASR erfüllt sein?

Voraussetzung ist ein SAP S/4HANA-System ab Release 2020 mit aktivierten Komponenten für SAP EWM und SAP TM. Die Integration erfolgt über Webservices, wobei zusätzlich entsprechende Customizing-Einstellungen für Transporte, Ressourcen, Zeitfenster und Ladeprozesse notwendig sind.

Ist SAP ASR für alle Unternehmen sinnvoll oder eher für spezifische Anwendungsfälle geeignet?

SAP ASR entfaltet seinen vollen Nutzen vor allem in Szenarien mit hohem Durchsatz, komplexen Lagerstrukturen oder zentraler Transportplanung. Besonders bei Neueinführungen von SAP S/4HANA oder bei der Umstellung bestehender SAP TM- und SAP EWM-Systeme bietet das Advanced Shipping and Receiving klare strategische Vorteile – sowohl in puncto Effizienz als auch im Hinblick auf Skalierbarkeit und Transparenz.

Kategorie
SAP TM
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